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Indien – ein Land steht vor einem Verkehrskoller

Wer hat noch nicht ein Bild von den überfüllten Straßen in Indiens Metropolen gesehen? Dieses chaotische Bild mit zig verschiedenen Arten von Vehikeln und jeder Menge Staub brennt sich förmlich ins Gedächtnis ein: Mopeds, Autos aller Größen und mittlerweile Automarken, motor- und manuell betriebene Rikshas, Busse, Fahrräder, LKWs, Transporter usw. Aber auch Kühe, Ochsen und Elefanten finden sich noch des Öfteren auf den Fahrbahnen, zwar nicht so häufig wie früher, aber dennoch stellen sie ein erhöhtes Verkehrsrisiko dar.
Für uns, die einen ganz geregelten Straßenverkehr gewohnt sind, wird in indischen Großstädten nur kreuz und quer gefahren, ohne Regeln oder Logik dahinter – die Hauptsache ist: Jeder drückt ordentlich auf die Hupe und schreit aus dem Auto heraus. Aber es gibt durchaus Regeln und Gesetze, diese werden leider allzu oft nicht eingehalten und die Kontrolle der Polizei gestaltet sich gerade eben durch das Verkehrschaos sehr schwierig. Das hat leider zur Folge, dass es täglich zu zahlreichen Unfällen kommt. Jährlich werden wohl mehr als 200.000 Unfalltote in Indien gezählt. Dazu kommt, dass der Smog immer mehr zunimmt. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Neu Delhi die Stadt mit der weltweit stärksten Luftverschmutzung. Die Feinstaubpartikelmenge pro Kubikmeter Luft ist in Neu Delhi dreizehnmal höher als die von der WHO als verträglich eingestufte Menge. Sie ist doppelt so hoch wie in Peking. Die Regierung hat Maßnahmen getroffen, um die Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen. Eine dieser ist, dass Autos mit geraden Zahlen auf dem Kennzeichen nur an geraden Tagen fahren dürfen und Autos mit ungeraden Zahlen auf dem Kennzeichen nur an ungeraden. Die Maßnahme wird zunächst zwei Wochen lang getestet.
Die Metropole mit schätzungsweise 8,5 Millionen Fahrzeugen ist ein interessantes Pflaster und zunehmend attraktiver Absatzmarkt für Automobilhersteller aus aller Welt: BMW, Mercedes, Audi – und wie sie alle heißen finden dankbare Abnehmer für ihre Premiummodelle in dem Land, wo etwa 30 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze von 1 US-Dollar pro Kopf und Tag leben muss und wo paradoxerweise aber auch die meisten Millionäre und Milliardäre der Welt beheimatet sind. Aber nicht nur Automobilhersteller drängen auf den indischen Markt, sondern auch Fahrdienstvermittler – wie Uber aus den USA.
Das Unternehmen investiert zu den 880 Millionen Euro, die bereits in den vergangenen neun Monaten in den Dienst geflossen sind, weitere 440 Millionen Euro. Der indische Konkurrent Ola findet das ganz und gar nicht gut und hat bereits eine Kampfansage gemacht: Zu den bestehenden 26.000 Taxen des Unternehmens werden in Kürze weitere 2.000 allein in Neu Delhi unterwegs sein. Um die Gunst der Inder zu gewinnen, will Ola jetzt in seinen Olacabs einen freien Wi-Fi-Service mit 3G bzw. 4G-Geschwindigkeiten anbieten. Nach einer einmaligen Registrierung würden die Kunden automatisiert mit dem Wi-Fi-Service bei jeder Taxifahrt in einem Olacab verbunden werden, so dass sie die Fahrtzeit kostenlos mit Surfen überbrücken können. Wie Uber, die ebenfalls einen ähnlich – jedoch nur für Mumbai zur Verfügung stehenden Service anbieten, auf die Kundengewinnungsmaßnahme von Ola reagieren wird, bleibt abzuwarten.
Fakt ist, dass Indien ein bereits hart umkämpfter Markt ist, dessen Attraktivität zunehmend in einem Verkehrskollaps mit gesundheitlichen Schäden (irreversible Schäden, krebserregend) für Bevölkerung mündet.


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