Falls Ihnen auch immer erst ein witziger Spruch oder eine passende Antwort einfällt, wenn es schon viel zu spät ist, dann liegt es sicherlich nicht daran, dass Sie nicht eloquent genug sind. Vielmehr stecken dahinter Befürchtungen bzw. Ängste, sich nicht korrekt zu verhalten, seine gute Kinderstube zu vergessen, einen Konflikt herbeizurufen, den Gesprächspartner bzw. den Verbal-Angreifer zu verärgern oder zu verletzen.
Diese Ängste halten uns sozusagen „ein Blatt vor den Mund“. Im Grunde müssen wir nicht unbedingt auf verbale Attacken reagieren, denn eigentlich hat der Angreifer ein Problem, das er zu überspielen versucht und/oder an sein Gegenüber abzuwälzen. Eine Reaktion wäre daher reine Energieverschwendung. Bevor Sie aber unter Muskelverspannungen, Magenschmerzen oder anderen Symptome leiden, können Sie natürlich an Ihrer Schlagfertigkeit arbeiten, um sich in einem niveauvollen Schlagabtausch zu beweisen.
Es geht dabei zum einen darum, zu zeigen, dass wir nicht durch den Angreifer mundtot gemacht worden sind. Zum anderen kann es helfen, eine angespannte Situation zu neutralisieren. Das Ziel sollte nicht sein, den Verbal-Angreifer über den Mund zu fahren oder zu attackieren.
Eine ganz einfach umzusetzende Technik funktioniert so, dass Sie einem Überraschungsangriff mit Humor begegnen und dem Angreifer mit einem Lächeln das Gefühl geben, er habe Recht mit seiner Aussage. Dann könnten Sie noch einen drauf setzen und ihn nach seinem Rat fragen, wie Sie es seiner Meinung nach beim nächsten Mal besser oder anders machen könnten.
Beispiel: Herr Müller sagt zu seiner Sekretärin Frau Saalburg: „Wie haben Sie diesen Brief denn formuliert?! Das hätte sogar meine Nichte besser geschrieben und die ist erst sieben Jahre alt.“ Frau Saalburg antwortet mit einem Schmunzeln: „Ist das so? (Pause) Sie haben vermutlich Recht. Können Sie mir vielleicht sagen, was Ihre erst sieben Jahre alte Nichte mir raten würde?“
Es gibt zahlreiche Bücher, die sich mit dem Thema Schlagfertigkeit und selbstbewusstes Handeln auseinander setzen. Es gibt auch „Standard-Verbalattacken“, die Ihnen sicherlich auch schon des Öfteren im Privat- oder Berufsleben begegnet sind. Diese könnten Sie durchgehen und sich im Vorfeld Gedanken machen, was Sie in solch einer Situation entgegnen würden.
Es ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, aber es ist auffällig, dass Menschen, die ein umfangreiches Fachwissen und eine hervorragende Allgemeinbildung haben, sehr schlagfertig sind. Eine besonders „edle“ Art, zu kontern, sind Zitate und Redewendungen. Hier ist aber auch wiederum Fleiß gefragt, denn Sie müssen schon ein umfangreiches Repertoire an Zitaten und Redewendungen auswendig gelernt haben, um diese situationsgerecht anzuwenden.
Das assoziative Denkvermögen, das – wenn es gut ausgeprägt ist – ebenfalls zu einer guten Schlagfertigkeit beiträgt, kann ebenfalls trainiert werden. Dieses Training können Sie jetzt sofort beginnen und überall üben. Schauen Sie sich um, nehmen Sie wahllos einen Gegenstand als Thema oder tippen Sie in einem Buch auf ein x-beliebiges Wort und sprechen Sie etwa eine Minute einfach über das ausgewählte Wort bzw. Thema. Je öfter Sie dies tun, desto besser können Sie assoziieren und schneller reagieren.
Wie heißt es so schön: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!“ Sie müssen üben, üben, üben. Wenn Ihre Antwort beim ersten Üben nicht perfekt war, dann lassen Sie sich nicht entmutigen. Von Mal zu Mal wird es besser. Seien Sie wachsam und lernen Sie aus Ihren eigenen Fehlern (und Standardsituationen) und vor allem auch von anderen Menschen, die für Sie besonders schlagfertig sind. Hören Sie auch mal bei Polittalks rein, wie die Gesprächspartner sich dort in Gesprächen durchsetzen und auf verbale Attacken reagieren.
Wer weiß, vielleicht wünschen sich Ihre Gesprächspartner bald so kluge Antworten wie Sie sie geben können. Elbert G. Hubbard, ein US-amerikanischer Essayist, sagt zu diesem Thema: „Schlagfertig ist jede Antwort,die so klug ist, dass der Zuhörer wünscht, er hätte sie gegeben.“